Drittel-Regel? Okay, hab ich verstanden. Aber ist das das selbe wie ein goldener Schnitt? Und wie passt die goldene Spirale da mit rein? Ich wollte mich etwas schlauer machen und habe ein bisschen recherchiert, und war dann erstmal doch noch verwirrter. Vielleicht helfen dir meine Ergebnisse, etwas schneller durchzublicken.

Zur Wiederholung: die Drittel-Regel

Grob gesagt drittelt man das Bild horizontal und vertikal, so dass das Bild in 9 Bildausschnitte geteilt wird, die alle gleich groß sind. Für ein harmonisches Bild soll man dann versuchen, Linien im Bild (Horizont oder Bäume oder Menschen) auf die Drittel-Linien zu legen. Besonders gut soll es sein, wenn das fotografierte Objekt auf einem Schnittpunkt der Drittel-Linien landet. Bei Portraits würde man also versuchen, das anfokussierte Auge auf einen Schnittpunkt zu legen.

Der goldene Schnitt

Die Drittel-Regel ist eine vereinfachte Form des goldenen Schnittes. Der goldene Schnitt gibt dabei ein besonderes mathematisches Verhältnis an, das auch häufig in der Natur zu finden ist. Bei zwei unterschiedlich langen Linien (a, b) ist der goldene Schnitt gegeben, wenn das Verhältnis von a zu b genau so ist wie das Verhältnis von a+b zu a. Bei Interesse einfach mal bei Wikipedia nachlesen 😉

Dort steht zum Beispiel auch, dass die lange Seite (a) dann etwa 61,8% der Gesamtlänge (a+b) ausmacht und die kurze Seite (b) entsprechend 38,2%. Also nicht 2/3 zu 1/3, aber nah dran.

Für die Fotografie gibt es nochmal eine Besonderheit, die die Vereinfachung zur Drittel-Regel verständlicher macht: Während man bei der Drittel-Regel das Motiv direkt an der Linie ausrichtet, soll man für den goldenen Schnitt versuchen, das Motiv in dem Rechteck über der langen Seite zu platzieren. Die Horizontalen Linien sind zur Ausrichtung geeignet, wie gehabt. Pluspunkte gibt es, wenn ein Schnittpunkt der Linien auf dem Objekt liegt.

Die goldene Spirale

Ein Goldener Schnitt ist in der goldenen Spirale unendlich oft enthalten. Angenähert kommt man dazu, indem man die Fibonacci-Folge für die Kantenlänge von immer größer werdenden Quadraten nutzt und dann einen Viertelkreis in jedes Quadrat malt, der an den vorherigen Viertelkreis angrenzt. Da das ziemlich abstrakt ist, schau es dir am besten mal hier bei Youtube an.

Wie man die Spirale in ein Bild einbringen soll, ist mir noch etwas schleierhaft. Ich versuche also im Moment erstmal, Kurven zu finden, die sich möglichst nah an der Spirale orientieren. Dabei finde ich es gut, wenn der Übergang von einem Quadrat ins nächste – also beim goldenen Schnitt – irgendwie hervortritt. Das ist manchmal beim nachbearbeiten möglich anzusehen.

Erstmal genug Theorie, hier kommt mein Ergebnisbild, das ich für jedes der oben aufgezählten Ideale einmal zurecht geschnitten habe:

Mein Ergebnis

Im ersten Zuschnitt habe ich die Laterne und Frankas Stand-Achse mit den vertikalen Linien zusammengebracht und die horizontalen Linien so ausgerichtet, dass der Schnittpunkt auf ihrem Auge liegt. Die untere Linie landet dabei eher zufällig in der Nähe (ähem) des Horizonts. Und natürlich habe ich eine Location ausgesucht, wo möglichst viele Linien der umgebenden Häuser auf Franka zeigen:

 

Dann habe ich ausprobiert, wie hier ein goldener Schnitt reinpassen könnte. Also: Franka in das rechte Rechteck, begrenzt durch die Hauskante links, Schnittpunkt wieder auf das Auge, untere Linie auf den Horizont…. kein großer Unterschied zum Bild oben, nur dass mehr Platz nach links rüber ist:

Und dann hab ich mir beim Zuschneiden angeguckt, wie ich eine Spirale im Auge landen lassen kann – das sieht dann so aus:

Und weil mir das zu weit weg war, hab ich noch ein bisschen herausgeschnitten und geguckt, dass relevante Punkte besonders betont werden (beispielsweise unten der tiefste Punkt der Spirale, der durch den Reißverschluss noch geschnitten wird):

 

Wie überprüfe ich das in Lightroom oder Photoshop?

FreistellungswerkzeugMit diesem Symbol kommst du in Photoshop in den Freistellungs-Modus. In Lightroom sieht das ganz ähnlich aus, nur eben ein Rechteck mit bereits angedeuteten Drittel-Linien.

Danach funktioniert die Überlagerung des Bildes in Photoshop und in Lightroom genau identisch: Du hast dann die Möglichkeit, mit „O“ zwischen verschiedenen Freistellungs-Überlagerungen zu wechseln (Drittel-Regel, Diagonalen, Raster, Spirale,…). Mit Shift-O kannst du die Ausrichtung dann noch ändern (wenn die Spirale z.B. rechts oben beginnt, du aber willst dass sie links unten beginnt). Probier’s einfach mal aus 😉

Weitere Infos…

…findest du zum Beispiel in diesem Quick Tipp Video von Laura Helena Photography

…bekommst du von Donald Duck (wirklich!)

…bietet auch Benjamin Jaworskyj hier – sein Hinweis: im Liveview bieten auch Spiegelreflex-Kameras oft ein Raster zum Einblenden. Sonst kann man die Bildschirme auch mit durchsichtigen Folien überkleben, auf denen die Drittel-Linien bereits aufgedruckt sind. Für mich ist das etwas einfacher durch meinen elektronischen Sucher – ich hab die Drittel immer an.

…kannst du dir natürlich auch selbst noch suchen und in den Kommentaren posten 😉

Ich hoffe meine Lösung hat dir gefallen, ich verabschiede mich mit ein paar weiteren Bildern des Tages und mache mich dann gleich an die Aufgabe für die nächste Woche,
dein tobias@re-flexx.net