Tja, also mit Harmonie hatte der Tag nicht so viel zu tun. Der Foto-Spaziergang durch Frankfurt mit einem Bild in meinem Kopf, dem die Realität nicht gerecht werden konnte, hatte ich es nicht leicht und habe sogar überlegt, meine Auflösung um eine Woche zu verschieben. Aber wie der liebe (?) Felix meinte: ein guter Fotograf macht auch bei schlechten Rahmenbedingungen tolle Bilder.

Eins noch vorab: Ich hatte jeden Tag meine Kamera dabei, um jederzeit ein Charakterportrait schießen zu können. Aber Frankfurt hatte andere Pläne mit mir. Aber gut, so ist es nun, und hier kommt er, der…

Rückblick zu Woche 7: City Portrait

Auch diese Woche war ich wieder mit Stativ unterwegs, wie auch schon in der letzten Woche beim Nachthimmel. Diesmal ging es mehr um das Bild in meinem Kopf, das ich irgendwie von der Stadt gezeigt bekommen wollte.

Damit ich dir nichts vorwegnehme, wird mein Ergebnis erstmal versteckt sein. So kannst du ganz entspannt herunterscrollen und nach der nächsten Wochen-Challenge Ausschau halten.

Hier ist also mein Bild:

…doch noch nicht. Erstmal der Weg:

Ich hatte verschiedene Ideen. Auf jeden Fall sollte das Bild die Kontraste aufzeigen und die Geschwindigkeit, mit der Frankfurt lebt und sich bewegt. Deshalb das Stativ: ich wollte die Bewegung der Menschen festhalten, und dabei den Hintergrund und ggf. einen Bettler als konstant darstellen. Dazu sollte noch der Kontrast zwischen alt und neu kommen, aber das war wohl zu viel auf einmal.

Ungünstig kommt dazu, dass ich erst heute, am Sonntag, bei miesem Wetter, die Bilder machen konnte. Was daraus geworden ist? Das hier:

Alte Hauptwache, Frankfurt am Main

ISO100, 28mm, f/8, 1/60 Sekunde

Wie zur Erinnerung an alte Zeiten steht die Hauptwache mitten in Frankfurt. Baujahr 1730 (dann zerstört, wieder aufgebaut, das übliche eben). Menschen die an der S-Bahn-Station Hauptwache aussteigen sind vermutlich Touristen, die schnell an der Börse vorbeirennen um dann über die Zeil und die Paulskirche zum Römer und abschließend dem Kaiserdom St. Bartholomäus einen Besuch abstatten, bevor sie wieder weiterfahren. Oder sie sind zum shoppen und auf einen Kaffee da.  Der Kaffee in der Hauptwache ist übrigens ziemlich überteuert, aber das selbstgemachte Eis kann sich sehen lassen. Bevor es ein Café wurde, war die Hauptwache wie der Name sagt eine Wache mit Gefängnis. Interessanter Häftling: Johann Erasmus von Senckenberg. Nein, nicht DER Senckenberg, auf den die Gründung des Naturmuseums zurückgeht. Das war sein Bruder; er war da eher das noch schwärzere Schaf.

Also, ihr sehr schon, die alte Hauptwache hat Geschichte. Mein Großvater zum Beispiel hat seinerzeit dort gearbeitet. Schwer vorstellbar, wie damals alles ausgesehen haben muss… Die St. Katharinen Kirche (links am Rand) wird es wohl schon gegeben haben, auch das eine oder andere höhere Haus, aber sicherlich nicht die Gläsernen Fassaden des Commerzbanktowers (1997) im Hintergrund. Wenn man also mal ganz ehrlich ist, liegen nur 29 Jahre zwischen der Hauptwache und dem Commerzbanktower – die Hauptwache wurde nach ihrer Zerstörung im Krieg (1944) nur vereinfacht aufgebaut (1954) und ein Jahr nach dem Bau der U-Bahn-Haltestelle erneut komplett fertiggestellt (1968).

Durch das ganze Hin und Her – Zerstörung, hässlicher Wiederaufbau, Abriss, neuer Wiederaufbau – und die konstrastreiche Umgebung sowie die Menschenmassen, die täglich vorbeispazieren und von denen nur wenige auf das achten, was sie direkt umgibt, ist für mich die Hauptwache ein Wahrzeichen von Frankfurt, einer Stadt mit Geld, Banken und Ablenkung, aber eben auch Schätzen, aufmerksamen Menschen, Vielfalt und in diesem Fall schlechtem Wetter.

Du bist dran – lass mal sehen, was du über deine Stadt so zu sagen hast!

Woche 8: Harmonie oder Störfaktur?

Auf die Wichtigkeit von Linien bin ich ja schon eingegangen. Für die nächste Woche ist das aber nun das Haupt-Augenmerk:

Lenke den Blick des Betrachters deines Bildes bewusst auf einen Punkt im Bild. Nutze dazu Linien, die harmonisch auf den Punkt zulaufen oder Unterbrechungen von Linien, wenn du es weniger harmonisch haben willst. Suche nach geometrischen Formen.

Hinweise:

Meist bietet es sich an, Linien aus dem Hintergrund zu nutzen, um ein Objekt im Vordergrund hervorzuheben. In dem Fall solltest du die Blende etwas schließen (4-8) so dass die Linien klar erkennbar sind. Beachte außerdem die Drittelregel (der Horizont kann zum Beispiel das untere Drittel des Bildes begrenzen, das Objekt auf einer vertikalen Drittel-Linie verlaufen, Linien von Gebäuden oder auf dem Fußboden können darauf zulaufen).

Aus einem Kurztrip von letztem Jahr habe ich ein Bild, das mir in der Hinsicht sehr gut gefallen hat. Mit geometrischen Formen hat das zwar nichts zu tun, aber die Linienführung gefällt mir sehr gut (Linien im Nachher-Effekt nachgemalt):

Nun viel Spaß mit deiner neuen Aufgabe, wir lesen dann in einer Woche wieder voneinander,
dein tobias@re-flexx.net